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THAIPUSAM – wenn der Glaube Berge versetzen mag ….

Thaipusam an und in den Batu-Höhlen von Kuala Lumpur im Norden der Stadt gehört ohne Zweifel zu den intensivsten und unvergeßlichsten Festen, die man miterleben kann. Ein mystisches, für westliche Denkweisen kaum erklärliches Schauspiel. Kraftvoller, unerschütterlicher Glauben und bedingungslose religiöse Hingabe ist dafür nötig und ich war jedes mal tief beeindruckt.  Das Datum des Festivals orientiert sich am Vollmond im „THAI“ Monat (Januar/Februar) und wird über 3 Tage zelebriert.

exhale – inhale

Malaysia-Kuala Lumpur-Batu Caves-Thaipusam-Lord Murugan

Drei Mal habe ich dieses Festival besucht und konnte mich nie dem Bann des unerschrockenen Glaubens einer riesigen Gruppe von Anhängern entziehen. 1000ende Gläubige kommen noch vor Sonnenaufgang zu den Batu Caves, ein Höhlensystem im Norden von KL, Kuala Lumpur. Einmal im Jahr, Ende Januar/Anfang Februar (je nach Vollmondstand) wird dieses Festival zu Ehren von Lord Subramaniam, der auch als Lord Muruga bekannt ist, zelebriert. Gläubige piercen ihre Haut, hängen kleine oder auch größere Gegenstände an Haken, die meistens am Rücken angebracht werden oder tragen im ärgsten Fall 30 kg schwere Statuen auf ihren Rücken. Der Brauch ist tamilischer Herkunft aus dem Süden Indiens und zieht jedes Jahr über eine Million Besucher an.

Es mutet ein wenig wie eine Kirmes an, wenn man sich den Batu Caves nähert, aber hinter allem steckt sehr viel mehr: Gläubige bereiten sich bereits 48 Tage vorher mit einer extremen Diät auf dieses Fest vor, natürlich vegetarisch und völlig abstinent – von allen Lastern befreit. Dazu schläft man in dieser Zeit der 48 tägigen Vorbereitung nachts auf dem Boden ohne Kissen und meditiert und singt vor dem Morgengrauen. Erst dann hat man den Willen und die Kraft mit dem Glauben diese  „Tortur“ zu überstehen.

Am Morgen, bevor man den Aufstieg über die 272 Stufen beginnt, lassen sich viele Gläubige die Haare auf dem Kopf abrasieren, unter einer Dusche am Fluss nahe der Batu Caves wäscht man sich von seinen Sünden frei, sucht die guten Wünsche bei einem Priester und in dem Trance Zustand wird man gepierct und entsprechend dem Opfer was man bringen möchte, werden die Piercinghaken bestückt. Häufig lassen sich Gläubige auch Pfeile durch ihren Wangen stossen.

Das alles mag sich sehr mittelalterlich und martialisch anhören, jedoch sehen dies die Gläubigen ganz anders. Mit diesem Opfer erlangt man Glückseligkeit ungeahnten Ausmaßes.

Normalerweise haben sich Gläubige etwas in ihren Gebeten von Lord Murugan gewünscht und dieser Wunsch, wenn er in Erfüllung geht, wird mit dieser Form des Dankes erwidert. So sieht man zum Beispiel häufig auch junge Eltern mit ihren Babys bei diesem Fest.

Am faszinierendsten fand ich immer wieder, dass oben in der Höhle angekommen, die Gläubigen aus ihren Trancezustand befreit werden, nachdem man die Pfeile aus den Wangen gezogen hat und kein einziger Tropfen Blut geflossen ist. Immer wieder bekam ich zur Antwort, ob es nicht unendlich weh tun mag, sich diesem Prozedere zu unterziehen, dass dies ganz und gar nicht der Fall sei. Schaut man in die Gesichter dieser Menschen, bestätigt sich dieser Eindruck.

Kadavi∗ Träger, tanzen, singen, sind mit Farben gepudert, tragen teilweise Feuerschüsseln auf bloßen Händen, laufen auf heißer Asche und werden lediglich mit einem Daumendruck auf der Stirn aus dem Trance zurückgeholt. Dabei kollapsen einige unter der vorangegangenen Strapaze, jedoch erholen sie sich ganz schnell und strahlen unendliche Zufriedenheit aus.

Wie schön, wenn der Glaube Berge versetzen kann.

Kadavi ist eine Form von körperlicher Last, durch die der Gläubige versucht Hilfe von Lord Murugan zu bekommen. Es gibt vier verschiedene Formen von Kadavi:

  1. Idumban Kavadi: zwei Töpfe mit Milch gefüllt, die meistens an einer Stange am jeweiligen Ende befestigt sind und auf den Schultern getragen werden
  2. Mayil Kadavi: zwei Töpfe mit Milch gefüllt, die meistens an einer Stange am jeweiligen Ende befestigt sind und auf den Schultern getragen werdenund das Ganze ist mit Pfauenfedern geschmückt
  3. Pal Kadavi: ein Topf mit Milch gefüllt, den man auf einer Schulter trägt
  4. Pushpa Kadavi: ein Topf mit Milch gefüllt, den man auf dem Kopf trägt
exhale – inhale

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • andreas foerster
    23/02/2017 14:08

    Liebe Barbara, heute bin ich durch Zufall auf Deine Seite geraten und völlig gefesselt von Deinen Bildern. Diese saugen mich hinein in eine Welt der wundervollen Reisen. Danke für dieses Geschenk und meine Horizont-Erweiterung. Für jeden, der gerne reisen würde, dieses aber aus verschiedenen Gründen nicht kann, sind Deine Berichte eine traumhafte Mitnahme in andere Welten und Kulturen. Nimm mich wieder mit, ich freue mich auf neue Erlebnisse von Dir. Andrea

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    • Prinz Barbara
      23/02/2017 14:12

      Liebe Andrea, vielen Dank für Deine motivierende Rückmeldung. Bleib einfach dran und besuche meine Seite gelegentlich wieder. Es wird noch jede Menge aus dem „Pixeldschungel“ dazukommen. Barbara

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